Es ist Oktober, die Blätter werden langsam bunt und mein Vater bot mir an, einige Tage mit ihm zusammen das neue Wohnmobil zu testen. Also Zeit für eine Gebirgsprüfung und Wanderurlaub!
Das Mobil steht hauptsächlich als fahrbare Wohnung auf einem Gartengrundstück und wurde auch schon in einem längeren Urlaub getestet. Ich selbst habe praktisch Null Camping-Erfahrung, also ist dies auch für mich eine komplette Neuheit. Das zeigte sich auch schon zu Beginn: Handtuch, Seife und Deo habe ich direkt vergessen einzupacken…
Unser Ziel sollte das Erzgebirge sein, denn ich wollte mindestens eine Wanderung mit Höhenmetern machen. Mit ein bisschen Hilfe fanden wir den schönen Campingplatz Silberbach in der Nähe von Bad Schlema. Mit einem PKW wären wir in 2 Stunden am Zielort, mit dem halben LKW unter unseren Sitzen und den max. 100 km/h auf deutschen Straßen, brauchten wir schon gute 4 Stunden bis zum Platz.
Dort angekommen war es bereits dunkel. Nach einigem Nachfragen bei anderen Campern, darunter ein Potsdamer, leerten wir den Abwassertank des Wohnmobils, füllten neues Frischwasser auf und suchten einen Platz mit guter Aussicht auf die Berge um uns herum. Wir hatten wirklich einen schönen Campingplatz erwischt!
Tag 1 – Quer-Feld-ein-Wandern
Wir starteten den Tag mit einem Besuch an der Rezeption, bezahlten 2 Nächte Aufenthalt sowie ein paar Frühstücksbrötchen für morgen. Danach stellten wir fest, dass der Kühlschrank in unser beider Erinnerung wohl voller war, als in der Realität. Hilft nichts, also erst mal einkaufen.
Im angrenzenden Ort Bad Schlema gab es reichlich Auswahl, zum Glück auch an Parkplätzen. Für unseren Besuch im Kaufland mussten da schon mal 3 oder 4 zusammenhängende PKW Parkplätze herhalten. Eine Stunde später war der Kühlschrank voll und wir richtete das Wohnmobil mit Klötzen wieder möglichst gerade auf dem Campingplatz aus. Dann gab es endlich Frühstück.
Der weitere Plan für den Tag bestand in einer Wanderung. Ziel war die „Burgruine Isenburg“, die sich irgendwo im Wald befindet. Das Wetter machte bis hierhin einen ganz guten Eindruck. Das Problem: Der Wanderweg startete bei der Burg Stein, einige Kilometer von uns entfernt. Wie wir sonst an ein Ende des Wanderwegs gelangen, war unbekannt…
„Wird schon schief gehen.“ Und los ging die Wanderung. Berg aufwärts nach Osten, dann wieder westwärts einen Kilometer, hauptsächlich Bergauf, dann wieder etwas Bergab. „Schau mal, da ist ein interessanter Weg.“ – „Aber der ist doch abgesperrt.“ – „Ja, aber nur für PKW. Lass uns mal da lang gehen!“ und an der Stelle verloren wir die Orientierung. Hier begann übrigens auch der leichte Niesel, der sich über die kommenden Stunden in einen Dauerregen wandelte.











Wir kamen ins nächste Dorf, dann gingen wir ein paar Kilometer die Straße entlang und dann einfach quer-Feld-ein bzw. quer-Wald-ein. Irgendwann stießen wir wieder auf einen Waldweg, der uns sogar bis zum Ziel – der Burg Stein brachte. Zugegeben: Google Maps trug auch zur Wegfindung bei.
Typisch für dieses Gebiet: Sie mögen keine Touristen. Warum sonst sind Geschäfte, Gaststätten, Cafés und andere touristisch interessante Orte von Montag bis Mittwoch geschlossen? So auch die Burg, die wir nach etwa 8 km Wanderung endlich erreichten. Hilft ja nichts, ein Foto für das Album und weiter geht‘s. Der Regen wird ja auch nicht weniger.
Für den Rückweg nahmen wir den Wanderweg zur Ruine Isenburg. Mitten auf dem Weg hätten wir dafür allerdings einen Kilometer in waldigen Matsch abbiegen müssen. Für ein paar nasse Steine war uns das allerdings zu viel, denn wir hatten noch gut 5 km Wanderung vor uns, um den Campingplatz zu erreichen. Also sparten wir uns die Ruine und kehrten quer-Feld-ein und an einigen Straßen entlang zum Platz zurück.
Nach insgesamt 16 Kilometern per Pedes und insgesamt 77 Etagen (was meine Uhr auch immer da rechnet) hatte der Regen endlich inne gehalten. Zeit für den Grill und das Abendessen. Und die tote Autobatterie…
In unserer Abwesenheit hatte sich die Luft im Innenraum des Wohnmobils mit Abgasen angereichert. Nach einigem Suchen konnten wir dafür die Autobatterien neben dem Beifahrersitz ausfindig machen. Die waren so kaputt, das sogar Gas austrat! Wir mussten diese also ausbauen und den Wagen durchlüften, um überhaupt darin schlafen zu können. Was ein Tag…
Tag 2 – Reparatur und Kulturprogramm
Nach dem Frühstück war die erste Aufgabe klar: Batterietausch. Diese sind nämlich notwendig, um die Technik im Innenraum auch ohne externes Kabel nutzen zu können. Zum Glück gibt es im Ort Bad Schlema den einzigen A.T.U. Shop weit und breit. Gegen Mittag waren die Batterien gewechselt und wir konnten endlich wieder Urlaub machen. Wie schön, dass der Regen mit einstimmte…
Wir fuhren zuerst nach Schwarzenberg. Der Ort wurde nach der dortigen Burg benannt, nachdem sich im 12. Jahrhundert immer mehr Bauern rund um das Gemäuer ansiedelten. Die weiße Burg ist sehr eindrucksvoll und thront auf dem höchsten Berg des Ortes mit Aussicht auf die Umgebung.







Wir kauften uns 2 Karten für die Ausstellung, bewunderten Schnitzkunst aus den letzten Jahrhunderten sowie die ausgestellten Technologien des Erzgebirges. Aus dem Fenster des Burgturms konnten wir sogar unser Gefährt ausmachen. Nach einem kleinen Snack wärmten wir uns im Wohnmobil und suchten eine Route nach Annaberg-Buchholz.
Dort angekommen besuchten wir das Modellbahnland Erzgebirge. Dieses fängt auf einer Fläche von 770 m² den historischen Landkreis von Annaberg-Buchholz in den 1980-gern ein. Ähnlich wie beim Gelände in Hamburg wurden haufenweise Details verbaut, große und kleine Züge in einem Tag- und Nachtwechsel gesteuert, alte Fahrzeuge und Baumaschinen untergebracht und auch viele witzige Kleinigkeiten versteckt. Leider konnten wir vor Feierabend nur noch etwa eine Stunde im Gebäude verbracht. Wir hätten sonst noch mehr entdecken können.



Für die Nacht fuhren wir dann weiter in den Osten von Chemnitz, zu einem Natur-Campingplatz bei Niederwiesa. Endlich hörte der Regen auf. Dort planten wir noch den nächsten Tag.
Tag 3 – Mehr Burgen und endlich gutes Wetter
Unser nächstes großes Ziel sollte die östlichste Stadt Deutschlands sein: Görlitz. Auf diesem Weg liegt auch das Schloss Augustusburg. Dort wollten wir uns noch ein wenig umsehen. Zuvor holten wir noch ein paar Brötchen und frühstückten außerhalb des Campingplatzes.
Auch hier wurde der Ort wieder nach der dortigen Burg benannt. Die Burg wurde im Laufe zum Schloss ausgebaut und ist – schon mal von außen – wirklich beeindruckend. Auch hier nimmt das Schloss die höchste Position im Ort ein. Wir sind diesmal nicht ins Innere gegangen, haben uns stattdessen mehr mit der schönen Umgebung befasst. Das Wetter spielt endlich mit!







Am Ende wollten wir einen anderen Weg nach unten gehen und wanderten auf der „Naturrodelbahn“ Bergab. Da überall eine Sommerrodelbahn ausgeschildert war, erwarteten wir irgendwie eine Attraktion am Ende des Pfads, doch wurden wir etwas enttäuscht: Die Naturrodelbahn war einfach nur der Name des Wanderwegs nach unten und wir standen plötzlich am anderen Ende des Ortes, weit weg vom Wohnmobil. Also wanderten wir den kürzesten Weg von 2 km bergauf, entlang der Straße zurück zum Parkplatz…
Am frühen Nachmittag erreichten wir das fahrbare Haus. Unser nächster Schlafplatz war kurz vor Görlitz geplant. Während der Fahrt suchte ich nach einem Stellplatz für das Wohnmobil und stieß dabei auf den Natur- und Abenteuer Campingplatz am Stausee Bautzen. Auf jeden Fall ein schöner Ort, um mit einer Familie auch länger zu bleiben. Der Stausee lädt zu Erkundungen ein und auch für Gruppenaktivitäten ist vorgesorgt. Wir machten noch einen abendlichen Spaziergang zur Staumauer, bevor es ins Bett ging.



Tag 4 – Görlitz
Nach dem Frühstück tankten wir neues Wasser in das Wohnmobil und verließen diesen Richtung Stadt. Nach einigem Suchen fanden wir dort einen Parkplatz in der Nähe der Altstadt. Wir ließen uns einfach von den Straßen leiten, fanden einen Unter- sowie Obermarkt, viele Kirchen, Plätze, Fachwerkgebäude und Brunnen. Wir verschafften uns auch eine Übersicht des polnischen Teils der Stadt, die durch die Neiße geteilt wird. Insgesamt ist diese Altstadt sehr sehenswert und lädt zum Erkunden ein, jedoch ist man als Tourist zur Mittagszeit irgendwie falsch…






So ziemlich jedes Restaurant hatte entweder geschlossen oder nur zwischen 12 und 14 Uhr geöffnet. Ohne vorhergehende Reservierung wird man in der Mittagszeit aber nicht bedient. Und bis zur Öffnung nach 17 Uhr wollten wir nicht warten. Mein geplantes Essen fiel also aus, dafür gab es eine Bratwurst auf die Hand und Kuchen zum Nachtisch.
Nach einigen Stunden packten wir unsere Sachen und machten uns über Cottbus auf den Heimweg. Insgesamt bin ich etwas enttäuscht von Görlitz, da man noch mehr aus dieser Altstadt machen könnte. Vielleicht muss ich auch einfach mit meinem Opa noch einmal dort hinfahren.
Fazit
Sie sind etwas seltsam, die Leute im Erzgebirge. Allerdings sind sie herzlich und grüßen immer freundlich mit einem „Glück Auf!“, egal ob einheimischer oder Tourist. Letztere scheinen jedoch in der Nebensaison nicht erwünscht zu sein, denn wirklich jede Gaststätte und jeder touristisch interessante Ort hat Montag bis Mittwoch Ruhetage veranschlagt…
An Gehwegen wird gespart, man läuft einfach auf den schmalen Straßen durch die Dörfer. Berge gibt es reichlich, genau wie schöne Burgen, Schlösser und andere markante Orte. Fährt man LKW, sollte man entsprechende Erfahrung besitzen, denn einige Passagen erfordern viel Geschick im Umgang mit dem Gefährt.
Zum Wandern ist dies wirklich eine unglaubliche Region und ich war bestimmt nicht das letzte Mal dort!
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