Es ist wieder soweit: Ein Sommerurlaub und eine große Reise in die Ferne steht an. Und nach dem Stress in der Arbeit und der Werkelei an unserer ersten gemeinsamen Wohnung, kann ich den Tapetenwechsel auch gut gebrauchen! Dieses Jahr steht Norwegen als unser Reiseziel fest. Dort sollte es möglichst weit in den Norden gehen, so der erste Plan.
Von der Idee zur Umsetzung
Sarah und ich fahren diesmal nicht allein. Wir begleiten Sarahs Familie, die auch die Idee für diesen Urlaub hatte. Zusammen sind wir 5 Personen + Hund und geräumiges Auto. Noch vor zwei Wochen stand nicht einmal fest, ob wir die Reise antreten können. Ein Grund dafür ist mal wieder unser aller Lieblingspandemie „Covid-19“.
Am 15. Juli hat Norwegen die Reise-Einschränkungen für Touristen aus anderen Ländern wieder aufgehoben. Am nächsten Tag buchten wir ein Haus für 2 Wochen über AirBNB in Flokenes, einer Halbinsel im Førdefjord. Da im geräumigen Auto allerdings kein Platz für Hund, Koffer, Verpflegung, Ausrüstung und 5 Personen ist, buchten Sarah und ich einen Flug bis Bergen und eine Übernachtung in einer kleinen Wohnung dort. Alles Weitere sollte sich dann ergeben…
Auf nach Bergen!
Am Montag verabschiedeten wir die Familie + Hund und geräumiges Auto in den Urlaub. Unser Flugzeug sollte erst am Dienstag abheben. Nach der Übernachtung in Bergen wollten wir uns wiedersehen und den restlichen Weg in das Ferienhaus zurücklegen.
Mal abgesehen vom Klingeln des Weckers um 03:00 Uhr Nachts, war unser Weg nach Bergen recht unspektakulär. Mit Bus und Bahn zum Flughafen Tegel, mit der Boing-747 nach Amsterdam und zuletzt mit einer kleinen Maschine (namentlich City-Hopper) nach Bergen. Um 11:30 Uhr erreichten wir den Zielflughafen (norwegisch „Lufthavn“). Die Flüge waren mit jeweils 70 Minuten sehr kurz und, mal abgesehen von der Beinfreiheit, auch ganz angenehm. Der Flughafen in Flesland bei Bergen liegt südlich der Stadt, ca. 15 km vom Stadtzentrum entfernt.
Unsere erste echte Hürde bestand in der Distanz zur Innenstadt. Die „Bybanen“ – eine Art Straßenbahn/S-Bahn – fahren im 10 Minuten-Takt zwischen Flughafen und Bergen hin und her. Jedoch war der Kauf der Tickets nicht so einfach: Es gibt viele Ticket-Schalter, ähnlich der Fahrkartenautomaten bei uns, aber keiner der Automaten funktionierte. Stattdessen wurden wir auf eine App der öffentlichen Verkehrsmittel „Skyss“ verwiesen. Also probierten wir den Weg aus und scheiterten an der Bezahlung über unsere Mastercards. Bargeld hatten wir auch nicht dabei. Was nun?
Im Kiosk am Flughafen dann die Rettung: Der nette Mitarbeiter brachte mich auf die richtige Spur – Geoblocking. Sarah und ich mussten unsere Kreditkarten nur manuell für Norwegen freischalten, da das Land nicht zur Europäischen Union gehört. Mit der Wegbeschreibung des bärtigen Mannes war das Erreichen des Stadtzentrums dann auch kein Problem mehr. Die norwegischen Ansagen in den Bybanen waren übrigens sehr lustig anzuhören. 🙂
Bergen schnell erkunden
Bergen ist wirklich die regenreichste Stadt der Erde. Im 20-Minuten-Takt gaben sich Regen und Sonnenschein die Klinke in die Hand. Gut, dass wir einen großen Regenschirm eingepackt haben. Den Einwohnern schien das jedoch völlig egal zu sein. Jeder dritte Passant in der Fußgängerzone war mit kurzen Hosen, T-Shirt und ohne Regenschirm irgendwie für einen imaginären Sommer ausgerüstet…
Eines muss man den Norwegern aber lassen: Sie sind zukunftsorientiert. So viele Tesla Elektroautos wie in dieser Stadt habe ich noch nie gesehen! Später sollte sich herausstellen, dass dieser Trend auch auf dem Land anhielt. Bei so viel Potential für Wind-, Wasser- und Sonnenenergie ist das auch nicht abwegig. Die Straßen und Fußgängerzonen sind ebenfalls sauber und sehen nicht repariert aus. Von Baustellen war keine Spur.
Unser Plan hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon etwas verändert: Die Familie war schneller vorangekommen, als erwartet. Laut Zielführung im geräumigen Auto würden sie schon am selben Tag gegen 17:00 Uhr Bergen erreichen und könnten uns aufsammeln. Also sagten wir – leider sehr kurzfristig – unsere Übernachtung in Bergen ab und erkundeten mit Rucksack und Regenschirm die Innenstadt.
Am Arsch der Heide
300 Kilometer in Norwegen sind einfach nicht mit derselben Distanz in Deutschland zu vergleichen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt hier 80 km/h und das auch nur, wenn man die Strecke einsehen kann. Bei all den Landstraßen und Serpentinen, den dünnen Straßen, verdeckten Kurven und Schafen auf der Straße(!), ist das nicht so einfach.
Gegen 22:30 Uhr erreichten wir unser Ziel: Das gelbe Haus auf der Halbinsel Flokenes. Außer dem nächsten gelben Haus, in dem Nachbar Hubert wohnt und einer „Fischfarm“ gegenüber des Fjord-Arms, gibt es hier auch nicht mehr viel. Bei nur knapp 19 Einwohnern pro km² in dieser Gegend auch nicht wunderlich.
Natürlich haben wir es uns nach dem Auspacken des geräumigen Autos nicht nehmen lassen, das Haus erst einmal auf den Kopf zu stellen. Es mussten auch noch Betten bezogen und Kühlschränke mit den Vorräten eingeräumt werden. Danach setzten wir uns ins Wohnzimmer und schauten auf die Berge. Es ist ja immer noch nicht dunkel?!
Wir sind weit genug im Norden, um die Strahlen der Sonne auch noch in der Nacht zu erhaschen. Es ist besonders schön anzusehen, da die Berge rings um das Haus bei wenig Wolken goldig glänzen. Allerdings ist das nachts auch eine neue Hürde für den verdienten Schönheitsschlaf…






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