Im Gegensatz zum eigentlichen Plan begann unser erster Tag in Norwegen mit der Suche nach dem Router. All unsere Geräte zeigten einen Access-Point in der Nähe an, jedoch konnten wir keinen Router finden. Nach Aussage des Vermieters würde das Passwort nämlich auf dessen Unterseite stehen.

Nach kurzer Rücksprache stellte sich heraus, dass es wohl kein WLAN für uns in diesem Urlaub geben wird. Zum Glück besitzt die Familie noch einige GB an Datenvolumen in ihren schicken Telekom-Verträgen. 😉

Der Testlauf und der Wanderweg vor der Haustür

Nachbar Hubert erzählte uns von einem schönen Wanderweg direkt an der Straße zur Halbinsel. Der Weg führe über drei Plateaus zum Gipfel eines der höheren Berge hier und man hätte dort eine wunderbare Aussicht auf den Fjord sowie die Halbinsel. Man würde auch nur gut 45 Minuten für die gesamte Strecke benötigen.

Also machten wir uns zu dritt plus Hund bereit für die erste Wanderung. Der Beginn war glücklicherweise ausgeschildert, da der Weg eher einem Trampelpfad oder einem Wildwechsel ähnelt. Durch den Regen der vergangenen Tage blieben wir kurz hinter der befestigten Straße auch gleich im Matsch hängen. Das hielt uns jedoch nicht auf!

Beim Fluss wurde es dann interessant: Eine Markierung war diesseitig vom Fluss, die nächste fanden wir auf der anderen Flussseite. Sarah machte den Anfang und überquerte das Gewässer barfuß. Und irgendwie bin ich da wohl auch herüber gekommen. Nach dieser spannenden Stelle war der weitere Weg mit kleinen Steinhaufen markiert. Wir folgten dem Pfad bergauf durch dichte grüne Wälder und Wiesen, vorbei an vielen Pilzen, die wir nicht wahrgenommen haben.

Nach etwas mehr als einer Stunde Wanderzeit, 39 Etagen auf und ab (laut meiner Uhr) und einem fehlenden Hinweis auf die nächste Etappe des Pfads, kehrten wir erst einmal um. Uns knurrte der Magen.

Der nächste Versuch

Zwei Tage darauf folgte der nächste Anlauf. Weder hatten wir es in 45 Minuten geschafft, noch den vollständigen Weg absolviert. Soviel erfuhren wir zwischendurch von Nachbar Hubert. Diesmal sollte es nicht so laufen.

Mit etwas Verpflegung und denselben Gefährten machte ich mich erneut auf zu den 3 Plateaus. Der Weg bis zu dem fehlenden Hinweis war uns bereits bekannt und diesmal viel leichter zu absolvieren. Diesmal fanden wir auch den Wegweiser, nur drei Schritte entfernt von unserem letzten Umkehrpunkt…

Nach etwa 90 Minuten erreichten wir den Gipfel mit einem Plateau, das eine wunderbare Übersicht über unseren Fjord und die Halbinsel offenbarte. Wir konnten uns auch in das Gipfelbuch eintragen, das wohl die norwegische Art des Geocaching darstellt. Auf dem Gipfel waren wir lange allein, bis ein Seeadler über uns kreiste. Der Abstieg war dank des guten Wetters sehr entspannt. Ein ordentlichen Abendessen hatten wir uns nach diesem Marsch auf jeden Fall verdient!

Das Andenken der Wikinger

Für den Sonntag planten wir eine längere Reise mit dem gesamten Rudel im geräumigen Auto. Wir wollten das Viking Valley in Gudvangen erkunden und den bärtigen Axt-Kämpfern dort das Fürchten beibringen.

Der Weg dorthin war jedoch ein guter Tagesmarsch: Etwa 200 km mit dem Auto entsprechen auf norwegischen Straßen etwa 4 Stunden Fahrzeit. Hinzu kommen zwei Fährfahrten, um überhaupt die kleine Stadt erreichen zu können. Schon auf dem Weg nach Gudvangen gab es für uns einiges zu sehen.

Likholefossen – Ein gut besuchter Wanderweg

Schon in der ersten Autostunde sind wir an vielen sehenswerten Bergen, Flüssen und Wasserfällen vorbei gekommen. Ein Wasserfall war dabei besonders auffällig, da auch eine Brücke über die Stromschnellen führte. Ein gutes Fotomotiv, also schauten wir uns das genauer an.

Da wir an diesem Tag andere Ziele hatten, blieb es bei einem kurzen Foto-Shooting. Sarah und ich wollten hier aber noch eine Wanderung machen!

Gaular Bergkette

Einige Kilometer entfernt entlang derselben Straße türmt sich die „Gaular“ Bergkette auf. Am höchsten Punkt (den wir zuerst erreichten) befindet sich eine Aussichtsplattform. Von dort aus hat man eine atemberaubende Aussicht in das Tal zwischen mehreren Bergen. Von hier aus geht die Straße in Serpentinen abwärts (siehe Google Maps).

Kurz vor der Aussichtsplattform erstreckt sich ein großer Bergsee sowie die Ausläufer eines Gletschers. Der Schnee dort oben glänzt sogar noch mitten im Sommer und wir konnten uns gegenseitig mit Schnee bewerfen.

Das Wikingerdorf

Endlich in Gudvangen angekommen, waren wir ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Das Wikingerdorf lag direkt neben der Mautstraße und machte auch vom Umfang keinen außerordentlichen Eindruck. Für den recht gepfefferten Preis bestätigte auch das Innere des Dorfes unsere Vermutung: Ein paar nachgebaute Holzhütten, eine Stand zum Bogenschießen und Axtwerfen, ein paar frei laufende Hühner und eingesperrte Schafe. Das war es auch schon.

Wir sollten allerdings eines besseren belehrt werden: Eine englischsprachige Führung riss die Stimmung wieder nach oben! Der Wikinger, der uns durch das Dorf führte, sah zwar etwas knuffig aus, mit seiner geräumigen Statur, der Leinen-Tunika und dem netten Versuch eines Bartwuchses, jedoch war sein Englisch sehr gut zu verstehen und sein Wissen über die Wikingerzeit mit einer Bibliothek vergleichbar. Hätte die Zeit nicht gedrängt, würden wir vielleicht heute noch fachsimpeln…

Die Rückfahrt – mal anders

Keiner aus dem Rudel hatte nach dem Abenteuer noch Lust auf die Rückfahrt im Auto. Stattdessen gibt es eine Fähr-Haltestelle in Gudvangen, die unsere Rückfahrt zumindest abwechslungsreicher gestalten sollte. Mit einer Autofähre fuhren wir bis nach Sogndal, was uns einige Kilometer und die andere Fährfahrt ersparte.

Auch wenn dieser Weg nicht gerade günstig war, war es doch schön, die einzigartige Natur Norwegens auch direkt von einem Fjord aus sehen zu können. Im Gegensatz zu den meisten Fähren fuhr diese nämlich durch schmale Gewässer, nah an Bergen und Wasserfällen.

Fazit

Wer keine Odyssee zum Viking Village zurücklegen muss, sollte den Abstecher wagen. Am besten, wenn man sich auch einer Führung sicher sein kann (und dafür die entsprechenden Englischkenntnisse besitzt). Bei uns war der Spaß-Pegel kurz vor dem absacken, was aber an der langen Autofahrt lag.

Likholefossen und die Gaular berge sind ebenfalls einen Besuch wert. Wer nicht den ganzen Weg bis nach Gudvangen zurücklegen möchte, kann auch „nur“ bis zur Aussichtsplattform der Serpentinen fahren und findet auf diesem Weg genügend Material für die private Fotosammlung.