Knapp zwei Wochen sind nun vergangen und die Arbeit ruft schon wieder nach Sarah und mir. Während die Anderen noch ein paar Tage bleiben dürfen, planten wir bereits unsere Rückreise. Diesmal wird es eine Übernachtung in Bergen geben, bevor der Flieger abhebt.
Das Haus
Kein Urlaub, ohne das Domizil unter die Lupe genommen zu haben. Im Vergleich zu anderen Häusern in Norwegen, wurde unseres recht günstig bei AirBNB in dieser Zeit angeboten. Wir haben ein sehr schönes Haus erwischt, was sogar noch mehr Parteien hätte beherbergen können: 6 Schlafzimmer – teilweise mit Doppelstockbetten -, ein großes Wohnzimmer, 2 Terrassen, 2 große Esstische und eine entsprechend große Küchen plus Waschküche und Küche für das Ausnehmen von Fischen. Dazu viel Stauraum, eine gute Ausrüstung an Gerätschaften und Küchenteilen und eine wunderbare Aussicht.
Ein kleines rotes Boot zum Angeln gab es gegen Aufpreis dazu. Ein bisschen Wucher, im Vergleich zum Haus selbst, aber wir hatten ja passionierte Angler, um dies auszugleichen. 😉
Nach zwei Wochen Angeln muss man jedoch gestehen, dass das Anglerglück einfach nicht mit uns war…
Zurück nach Bergen und zurück nach Hause
Auch hier wieder ein Pluspunkt für Norwegen: Man kann Fahrkarten im Internet kaufen und reservieren. Fahrpläne sowie Verbindungen sind eindeutig/verständlich und die Fahrer waren pünktlich. Alles andere findet man über Google (Maps). So war der Plan für unsere Abreise:
- Wir werden vom Rudel bis Førde zur Busstation gebracht.
- Der Bus bringt uns von dort zur Nordspitze von Bergen.
- Wir suchen uns einen Bus, der uns ins Zentrum von Bergen bringt.
- Ein wenig Freizeit, um die Stadt zu erkunden, dann einchecken in der AirBNB Unterkunft in Bergen.
- Den Abend gestalten: Vielleicht eine Bar oder ein Restaurant?
- Am nächsten Morgen mit der (vor-)letzten Straßenbahn zum Flughafen fahren.
- Über Amsterdam zurück nach Berlin fliegen.
- Von meiner Familie abgeholt und nach Hause gefahren werden.
Der Plan war relativ wasserdicht und hat auch zu 90% gut funktioniert. Wir hatten allerdings auch etwas Glück. Die Fahrt nach Førde war noch der einfachste Teil, obwohl uns der Abschied natürlich sehr schwer fiel. Zugegeben, bei Bussen die nur ein mal am Tag fahren, entsteht Stress, wenn man 10 Minuten vor Abfahrt noch mal auf die Toilette muss.
Die Fahrt mit dem Bus war sehr entspannt. Die Fährfahrt zwischen Lavik und Yttre-Oppedal war auch enthalten. Dafür waren die 80 € pro Nase ein fairer Preis. Der Busfahrer hielt an wirklich jeder Haltestelle in jedem noch so kleinen Dorf, selbst wenn kein Mensch dort wartete. Das änderte sich dann in Bergen: Drei Haltestellen nach unserer Zielstation merkten wir, dass wir wohl hätten den Stopp-Knopf drücken sollen. Gut, dann fahren wir eben bis zum Zentrum und sparen uns Nummer 3 auf der Liste. Die Abrechnung hat eh niemand so ernst genommen.
Im Zentrum von Bergen angekommen kehrten wir in ein Café ein und gönnten uns erst einmal einen großen Kakao sowie ein verspätetes Mittagessen. Nach einiger Verschnaufpause begaben wir uns dann zur Unterkunft. Das Wetter war schön, sodass wir die 2,5 Kilometer zu Fuß absolvierten.
Das Ghetto
Dann standen wir vor verschlossener Tür. Über eine schmale Treppe mit 20 Stufen prangte eine massive Tür mit einem Zahlenschloss. Auf Anrufe oder Nachrichten reagierte die Vermieterin nicht und während der Himmel langsam zuzog, warteten wir vor der Tür auf irgend ein Zeichen. Nach über 10 Minuten meldete sich ein Mann über AirBNB und verriet den Zahlencode für das Schloss. Dann bemerkten auch wir, dass die Tür gar nicht verschlossen war…
Was wir nicht einschätzen konnten, war, in welchem Teil der Stadt wir gelandet waren. Das Viertel kam einem Ghetto gleich: Viel hässlicher Wohnraum auf wenig Fläche, kleine Balkone oder Vorbauten, aus denen uns Jung und Alt in ihren fleckigen Unterhemden nach schauten. Die Fassaden waren gefühlt aus den Achtziger Jahren und wurden auch seither nicht mehr renoviert. Die Menschen auf der Straße liefen in Badelatschen und kurzen Hosen herum, trotz 12 °C Außentemperatur.
Im Inneren der Mietwohnung ging es genauso weiter: Im Eingangsbereich war es sehr unordentlich. Es gab einen Kühlschrank für alle, 2 Waschmaschinen standen herum, Licht gab es an der Tür nicht. Das Badezimmer war dreckig und voller Müll. Alte, dreckige Wäsche stapelte sich auf der dritten Waschmaschine. Die drei Zimmer der Wohnung wurden einzeln vermietet, jedes war abschließbar. Immerhin war unser Zimmer ordentlich und die Handtücher rochen gewaschen. Wir hatten auch eine Tür zum „Garten“ hinter dem Wohnblock. Dort war es jedoch völlig vermüllt. Es stand sogar noch Essen von der letzten Party herum…
Kaum hatten wir den ersten Schock verdaut, begann es wieder zu regnen in Bergen. Es war also erst mal genug Zeit, um die Dusche zu testen und ein Wenig zu erholen. Der Regen hört allerdings erst nach Stunden wieder auf, sodass wir Punkt 5 auf der Liste auch fallen ließen. Wir wollten stattdessen schlafen.
Gegen 23:00 Uhr trafen dann unsere Mitbewohner ein. Gegen ein bisschen Lärm haben wir nichts einzuwenden, aber um diese Uhrzeit noch 2 Waschmaschinen zu starten – mit Schleudergang?!
Bergen ⇒ Berlin
Der Rest lief dann zum Glück wie geplant. Wir nahmen pünktlich die vorletzten Straßenbahn und fuhren direkt zum Flughafen. Wir hatten von da an viel Zeit, um das erste Flugzeug zu erreichen.
Auch die Zeit in Amsterdam verging – irgendwie. Wir waren einfach nur müde zu dieser Zeit. Zurück in Berlin Tegel wurden wir dann eingesammelt und nach Potsdam gefahren. Nach einem reichhaltigen Mittagessen, holten wir den versäumten Schlaf nach und bereiten uns jetzt mental auf die Arbeitswoche vor.


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